Bienenzucht für Alle, Varroa-Toleranzzucht und Asiatische Hornisse
Oliver Egeter
Herbstversammlung der regionalen Imkervereinigungen
Mit einem breiten Themenspektrum um die Bienenzucht und die Bekämpfung der Bienenplagen beschäftigten wir uns in diesem Jahr auf der gemeinsamen Herbstversammlung der Imkervereinigungen Rheinfelden, Laufenburg und Fricktal.
Möhlin, 17.10.2024. Achtzig Imker waren der Einladung des Imkervereins Rheinfelden gefolgt und wurden von Brigitte Denk, Präsidentin des Imkervereins, in der Aula Steinli in Möhlin begrüsst.
Brigitte stellte Matthieu Guichard vom Apiservice in Bern vor, der zu den Themen Bienenzucht und Varroa-Tolerenzzucht informierte.
Zucht heute? - Zucht heute!
“Wir Imker sind alle auch Bienenzüchter", führte Matthieu Guichard ein. Schon, wenn wir aus einem guten Volk ein Jungvolk bilden, ist das Zucht - per Definition. Auch wenn wir nur wenige Völker bewirtschaften, leisten wir damit einen wichtigen Beitrag zur genetischen Vielfalt und zur allgemeinen Bienengesundheit in der Schweiz. Wir profitieren davon, weil am Ende Völkerverluste gering gehalten werden. Mit den Leitsätzen “Das Gute erkennen”, “Das Gute vermehren” und “ Das Unpassende ersetzen” beschrieb Matthieu Guichard, wie wir mit einfachen Methoden eine Bienenzucht betreiben können und Freude an unserem Hobby haben.
(Präsentation: Zucht_für_alle_M Guichard_17102024)
Zucht-Strategien gegen die Varroaplage
“Varroa destructor in die Hauptbedrohung für die Honigbiene in unseren Breiten. Sie schwächt die Bienen, verbreitet tödliche Viren und kann zu massiven Völkerverlusten führen”, begann Matthieu Guichard. Er stellte die Frage, ob die Selektion von Varroa-resistenten Bienen eine erfolgreiche Strategie sein kann, um das Problem dauerhaft zu lösen. Zwei Ansätze werden in diese Richtung verfolgt, 1) die Zucht auf Resistenzmerkmale und 2) die natürliche Selektion.
In einem wissenschaftlichen Abriss erläuterte Matthieu Guichard, welche genetischen Resistenzmerkmale bei der Züchtung betrachtet werden und welche Herausforderungen bestehen, bei der Zucht zwischen vererbter Resistenz und umweltabhängigen Resistenzmechanismen zu unterscheiden. In der Diskussion schloss er, dass die aktuell vorliegenden Daten aufgrund grosser Variabilität keinen eindeutigen Schluss auf die Wirksamkeit der Resistenzmerkmal-Züchtung zulassen.
Auch die natürliche Selektion als Methode zur Resistenz-Züchtung liefert zur Zeit keine aussagekräftigen Daten. Matthieu Guichard präsentierte wissenschaftliche Beispiele, die zeigen, dass von ausserhalb Europa importierte, Varroa-tolerante Bienenvölker in ihrer neuen Umgebung nicht mehr tolerant waren. So untermauerte er, dass Varroa-Toleranz nicht allein von der Genetik, sondern zum grossen Teil auch von der Umgebung abhängig ist, in der die Bienenvölker leben.
Die Schlussfolgerung aus den bisherigen Ergebnissen der Zuchtstrategien ist, dass eine konsequente Behandlung nach dem Varroa-Konzept des Bienengesundheitsdienstes DAS MITTEL der Wahl bei der Bekämpfung der Plage ist. Darauf zu hoffen, dass es in absehbarer Zeit eine Varroa-resistente Biene gibt, ist leider ein Traum!
(Präsentation: Varroaresistenz_M Guichard_17102024)
Die Asiatische Hornisse - Zur aktuellen Lage
An fünf Orten im Kanton Aargau wurden bislang Nester der asiatischen Hornisse gefunden und vernichtet, berichtete Max Atzenweiler, Präsident des Imkervereins Laufenburg. Max fasste die Aufgabenverteilung für das Aufspüren und die Entfernung der Nester zusammen und beschrieb die Methoden, die zur Zeit dafür eingesetzt werden. Der Frust unter den ImkerInnen ist gross, weil bei schwierigen Situationen (Wald, unzugängliche Stellen etc.) die Zeit zwischen dem Auffinden der Nester und deren Zerstörung zu lange dauert. Dies kann dazu führen, dass bereits Jungköniginnen ausfliegen können und sich die Völker weiter verbreiten. Ausserdem ist es für uns ImkerInnen unverständlich, dass die asiatische Hornisse schon seit mehreren Jahren in der Schweiz ist - es aber immer noch keine erfolgversprechenden Bekämpfungsmassnahmen gibt. Jeder Kanton scheint dabei das Rad neu zu erfinden.
Die Herausforderung, die Asiatische Hornisse zu bekämpfen, ist riesig, weil sich die Völker sehr rasch verbreiten und nicht ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen, um die Nester zu finden und zu entfernen konstatierte Max. Um die Verbreitung der Hornissenart zu bremsen, existieren verschiedene Ideen, deren Umsetzung an einem, von den ImklerInnen initiierten, Runden Tisch mit Neobiota und weiteren Fachstellen geklärt werden sollen.
(Präsentation: Asiatische Hornisse_M Atzenweiler_17102024)
Drei anspruchsvolle Präsentationen machen durstig und hungrig. Glücklicherweise hatten viele fleissige Hände im Hintergrund ein unglaublich umfangreiches Büffet vorbereitet, an dem sich die Imkerschaft in den Pausen stärken konnte.
Vielen Dank an dieser Stelle an alle Helfer, die organisiert, aufgebaut, abgebaut, gebacken oder sonstwie unterstützt haben, damit dieser Abend ein Erfolg wurde: André, Hana, Anna Tina, Bernadette, Erich, Reto - und all die talentierten Bäckerinnen und Bäcker, die unser Buffet bestückt haben.
Foto 1: Brigitte Denk, Matthieu Guichard