Pro & Contra Neophyten

Herbstversammlung der regionalen Imkervereinigungen

Die diesjährige gemeinsame Herbstversammlung der Imkervereinigungen Rheinfelden, Fricktal und Laufenburg stand im Zeichen von Neophyten und der Chancen und Risiken ihrer Ausbreitung in Europa.

Oliver Egeter

Laufenburg/Fricktal. In der gut besuchten Stadthalle von Laufenburg begrüsste Präsidentin Brigitte Denk vom Imkerverein Rheinfelden als Referentin Frau Dr. Pia Aumeier, Biologin und Bienenwissenschaftlerin an der Universität Bochum.

Neophyten ist die Bezeichnung für Pflanzen, die seit der Entdeckung Amerikas in 1492 durch den Menschen nach Europa absichtlich oder unabsichtlich eingeführt worden sind und sich dann bei uns etabliert haben. Zu diesen Pflanzen zählen Altbekannte, wie Kartoffel, Tomate und der Kulturapfel. Es gehören auch Bienenbäume (Samthaarige Stinkesche) und das Drüsige Springkraut dazu, die von Imkern und anderen Naturbewussten gerne als Bienenweide angepflanzt werden, weil sie Bienen reichlich Nektar bieten. Der Nutzen dieser Neophyten ist unbestritten.

Neophyten, eine Gefahr?
Pia Aumeier erklärte: Neophyten gelten als problematisch, wenn sie einheimische Arten verdrängen und dadurch Ökosysteme verändern können oder die menschliche Gesundheit gefährden. Beispiele sind die stark allergen wirkende Ambrosia, die durch Saatgut und Vogelfutter aus Nordamerika einwanderte und der Riesenbärenklau, der in den 60er Jahren als Zierpflanze ausgesät wurde und bei Berührung verbrennungsähnliche Hautreaktionen hervorruft.

Die genannten Beispiele sind mit einer schier unglaublichen Vermehrungsfähigkeit im Vorteil gegenüber einheimischen Pflanzenarten und verdrängen diese, wenn sie in einem bereits geschwächten Ökosystem Fuss fassen, stellte Pia Aumeier dar. Allerdings, relativierte sie, wurde nach aktuellem Kenntnisstand durch Neophyten noch keine einheimische Pflanzenart ausgerottet.

Das Fazit der Betrachtungen ist, dass sich ein differenzierter Blick auf Neophyten hinsichtlich Chancen und Risiken lohnt. Gezieltes Vermehren neuer Arten ist jedoch abzulehnen. Um eine invasive Übermacht einzudämmen, hilft geduldige Gegenwehr. Einen Beitrag zum Erhalt intakter Lebensräume und damit zur Eindämmung von Neophyten kann jeder von uns leisten, beispielsweise, indem er einheimische, insektenfreundliche Pflanzen bei der Garten- und Balkongestaltung bevorzugt.

Dieser Abend fand einen gelungenen Abschluss in angeregten Diskussionen zwischen den Bienenzüchtern und mit der Referentin nach dem Vortrag. Nachdem die gemeinsame Herbstversammlung der Imkervereinigungen im vergangenen Jahr wegen der Covid Pandemie ausgefallen war, wurde die Gelegenheit intensiv genutzt, um persönliche Kontakte wieder aufleben zu lassen.

Foto 1: Referentin mit den Präsidenten der Bienenzüchtervereine (von links nach rechts): Max Atzenweiler (Laufenburg), Ruth Kohler (Fricktal), Referentin Dr. Pia Aumeier, Brigitte Denk (Rheinfelden)